Studium und Lehre

Über die Landarztquote an die Hochschule

18 neue Studierende haben ihr Studium über die Landarztquote aufgenommen – zwei von ihnen sind Ezgi Hanife Cakir und Lara Engelke.

Porträtbild von Ezgi Hanife Cakir.

Ezgi Hanife Cakir. Copyright: Karin Kaiser/MHH

Porträtbild von Lara Engelke.

Lara Engelke. Copyright: Jana Sust/MHH

Operationstechnische Assistentin mit viel Berufserfahrung

Für Ezgi Hanife Cakir hat sich ein Traum erfüllt. Lange hat die 28-jährige Hannoveranerin darauf gewartet, Medizin studieren zu können und damit die Perspektive zu bekommen, sich mit einem medizinischen Beruf auf dem Land niederlassen zu können. „Für mich passt das beides sehr gut zusammen: Ich wollte schon immer einen medizinischen Beruf ausüben, bei dem ich eng mit Patientinnen und Patienten arbeiten kann, und am liebsten auf dem Land wohnen“, erzählt die gelernte Operationstechnische Assistentin. Ihr Abitur war nicht so herausragend, dass sie es auf dem direkten Weg ins Medizinstudium geschafft hätte. So nutzte sie ihre Wartezeit, um sich in einem medizinischen Beruf ausbilden zu lassen. Sie machte Examen und arbeitete fünf Jahre als Operationstechnische Assistentin im Klinikum Siloah.

Damit bringt Ezgi Hanife Cakir schon eine Menge Berufserfahrung mit ins Medizinstudium. „Mich hat die Idee begeistert, Patientinnen und Patienten persönlich zu kennen und sie über einen langen Zeitraum begleiten zu können“, erklärt sie, warum sie sich gut vorstellen kann, als Landärztin zu arbeiten. „Ich habe auf die Landarztquote gewartet, da ich mit ihr meinen Traumberuf und das Leben auf dem Land vereinbaren kann.“ Als die Landarztquote auch in Niedersachsen eingeführt wurde, bewarb sie sich sofort für ein Medizinstudium in Hannover, ihrem Wunschstudienort. Im Auswahlverfahren der Ärztekammer Niedersachsen überzeugte sie die Kommission nicht zuletzt durch ihre Berufserfahrung. Dass sie sich verpflichten musste, nach dem Studium zehn Jahre lang in einer unterversorgten ländlichen Region als Hausärztin zu arbeiten, stört sie nicht. Im Gegenteil. Es passt ihr gut und am liebsten in Niedersachsen. Langfristig hofft sie, dass sich mit der Landarztquote auch das Image des Berufes verbessert und mehr junge Leute sich von diesem Berufsziel angesprochen fühlen. Jetzt freut sie sich erst einmal auf ihr Medizinstudium und darauf, sich möglichst viel Wissen für ihren Beruf als Landärztin anzueignen.

Ziel nie aus den Augen verloren

Lara Engelke hat es endlich geschafft. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin wollte schon immer Ärztin werden, doch das Lernen in der Schule fiel ihr schwer. Daher entschied sie sich zunächst für den Pflegeberuf und absolvierte ihre Ausbildung im Klinikum Henriettenstift, wo sie nach ihrem Examen weitere sechs Jahre Berufserfahrung sammelte. Ihr Ziel, Medizin zu studieren, verlor sie dabei nie aus den Augen. Im Jahr 2019 startete sie neben ihrem Beruf am Abendgymnasium, um ihr Abitur nachzuholen. Sie hielt durch, obwohl die Corona-Pandemie ihr mehr Arbeit bereitete und weniger Zeit zum Lernen ließ. Am Ende reichte es leider nicht und sie fiel durch die Prüfungen.

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Andere hätten spätestens jetzt aufgegeben, doch Lara Engelke war sich auch nach diesem Rückschlag sicher: „Es gibt für mich nur dieses eine Ziel, und das werde ich erreichen.“ Sie nahm sich eine kleine Auszeit, um ihre Oma auf dem Land in Engensen bei Großburgwedel palliativmedizinisch zu pflegen. „Dabei ist mir noch mehr bewusst geworden, wie wichtig eine gute medizinische Versorgung durch Hausärzte ist, besonders auf dem Land.“ Anfang dieses Jahres erfuhr sie von der Landarztquote und fürchtete erst, ohne Abitur keine Chance zu haben. Ihr guter Abschluss der Pflegeausbildung und ihre lange Berufserfahrung eröffneten ihr dann aber doch die Chance, sich zu bewerben. „Ich hatte ein sehr nettes Beratungsgespräch bei der Kassenärztlichen Vereinigung, in dem mir Mut gemacht wurde, es trotzdem zu versuchen“, erinnert sich die 26-Jährige.

Sie kam in die engere Auswahl und überzeugte die Jury im Auswahlgespräch von ihren Fähigkeiten, Ärztin werden zu können. „Wir wurden nach unserer Motivation gefragt und mussten Beratungs- und Aufklärungsgespräche mit Schauspielpatienten führen“, erinnert sie sich. „Meine Zeit als Pflegekraft auf der Intensivstation hat mir geholfen, in dieser stressigen Prüfungssituation die Ruhe zu bewahren und mein praktisches Wissen abzurufen und anzuwenden“, ist sie überzeugt. „Im Studium fühlt es sich jetzt endlich richtig an“, sagt sie. „Ich bin sehr motiviert. Manchmal stehe ich jetzt sogar schon um fünf Uhr morgens auf, weil ich dann am besten lernen kann.“

Text: Bettina Dunker

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