Die MHH sucht für eine multizentrische Studie zur Kombinationstherapie zweier bislang einzeln eingesetzter Medikamente gegen akute myeloische Leukämie (AML) Probandinnen und Probanden, bei denen eine IDH1-Genveränderung vorliegt.
Stand: 28.04.2023
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine bösartige Erkrankung, bei der sich die Vorläuferzellen des blutbildenden Systems unkontrolliert vermehren. Ursache dieser Blutkrebs-Form sind genetische Veränderungen im Knochenmark, die sich im Laufe des Lebens einstellen. Betroffen sind daher vor allem ältere Menschen. Unbehandelt führt AML innerhalb weniger Wochen zum Tod. Bereits im vergangenen Jahr hat eine internationale Studie unter Beteiligung von Professor Dr. Michael Heuser, Leitender Oberarzt der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gezeigt, dass die Kombination zweier bislang einzeln gegen AML eingesetzter Medikamente die Überlebenszeit der AML-Betroffenen verdreifacht. Jetzt möchte der Hämatologe in einer neuen multizentrischen Studie einen ähnlichen Ansatz untersuchen. Dabei wird eines der bereits getesteten Medikamente mit einem anderen Wirkstoff kombiniert, der bislang zur Behandlung von Blutarmut bei chronischen Nierenerkrankungen eingesetzt wird. Dafür werden noch Probanden gesucht, die an der Studie teilnehmen möchten. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt über vier Jahre mit einer Million Euro.
Kombitherapie soll Krebsentwicklung hemmen
In der früheren klinischen Studie hat Professor Heuser, der auch den Bereich Forschungsstrategie und Translationale Forschung im CCC Hannover leitet, die Wirkstoffe Ivosidenib und Azacitidine kombiniert. Während der erste ein bestimmtes genverändertes Enzym namens IDH1 hemmt, das die Entwicklung von Blutkrebszellen begünstigt, hindert der zweite die Krebszellen daran zu wachsen. Die Kombination beider Medikamente verbesserte das Überleben von Menschen, bei denen eine neu diagnostizierte AML mit Genveränderungen im Enzym IDH1 vorlag. Die Standardbehandlung ist derzeit allerdings noch entweder Chemotherapie oder eine Stammzelltranplantation.
In der aktuellen Studie widmet sich der Mediziner Patientinnen und Patienten, bei denen eine solche Standardtherapie keinen Erfolg hat, oder die nach anfänglicher Besserung anschließend einen Rückfall erlitten haben. Sie sollen mit dem IDH1-Hemmer Ivosidenib in Kombination mit dem Wirkstoff Molidustat behandelt werden. Der Wirkstoff regt die Produktion von Blutfarbstoff und roten Blutkörperchen an und ist für die Behandlung von Blutarmut bei chronischen Nierenerkrankungen zugelassen. „In vorklinischen Studien haben wir entdeckt, dass die krebsfördernde Wirkung des mutierten IDH1-Enzyms von einem Protein namens PHD3 abhängig ist“, erklärt der Hämatologe. Molidustat hemmt das Protein PHD3. Gemeinsam mit Ivosidenib erfolgt ein gezielter Angriff der Krebsentwicklung über zwei Flanken.
Klinische Studie am Menschen
Dass die Kombination wirkt, hat sich bereits an menschlichen AML-Zellkulturen und im Mausmodell gezeigt. Jetzt sollen Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit der neuen Therapie in einer klinischen Studie am Menschen geprüft werden. Dafür werden noch Probanden gesucht. „Wir gehen davon aus, dass die Behandlung mit Molidustat und Ivosidenib das Überleben von Patientinnen und Patienten mit IDH1-mutierter AML verlängert, die bereits eine nicht wirksame Vorbehandlung erhalten oder einen Rückfall erlitten haben“, sagt Professor Heuser. In der ersten Phase wird die optimale Dosierung von Molidustat ermittelt. In der zweiten Phase wird die empfohlene Molidustat-Dosis weiteren Patienten verabreicht. Beide Wirkstoffe werden als Tabletten verabreicht.
Teilnehmende gesucht
Gesucht werden Patientinnen und Patienten mit rezidivierter oder refraktärer IDH1-mutierter AML, die mindestens eine Vortherapie erhalten haben und nicht für eine intensive Salvage-Chemotherapie und/oder eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation in Frage kommen oder die eine Standardtherapie ablehnen. Interessierte können sich an Professor Heuser wenden unter heuser.michael@mh-hannover.de oder Telefon (0511) 532-3720.