Privatdozent Dr. Jonas Schupp erhält Förderung für seine Forschung an chronischen Lungenerkrankungen
Um Patientinnen und Patienten optimal zu versorgen, müssen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie einfließen. Dafür sind sogenannte Clinician Scientists erforderlich. Das sind Ärztinnen und Ärzte, die nicht nur klinisch, sondern auch wissenschaftlich hervorragend ausgebildet sind. Die Attraktivität dieses Berufswegs ist noch immer begrenzt, da es nach Ablauf bestehender Förderprogramme an geeigneten Anschlusspositionen fehlt. Eine Lösung bieten die Clinician-Scientist-Professuren der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS). Sie bieten Ärztinnen und Ärzten mit herausragenden Leistungen in Patientenversorgung und Forschung die Möglichkeit, langfristig die Hälfte ihrer Arbeitszeit für Forschung und die andere Hälfte für Patientenversorgung und Lehre zu verwenden. Die EKFS hat jetzt bereits zum fünften Mal in Folge drei solcher Professuren vergeben. Eine davon geht an Privatdozent (PD) Dr. Jonas Schupp aus der Klinik für Pneumologie und Infektiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Mein Ziel ist Präzisionsmedizin“, sagt er. „Ich möchte neue Behandlungsansätze entwickeln, die genau auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind.“ Der Pneumologe erforscht chronische Lungenerkrankungen und wird nun für maximal zehn Jahre mit 1,1 Millionen Euro gefördert. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die einerseits Herrn Dr. Schupp persönlich auszeichnet und andererseits einmal mehr unser hohes Niveau im Bereich der patientennahen klinischen Forschung bestätigt“, sagt MHH-Präsident Professor Dr. Michael Manns.
Präzisionsmedizin für gezielte Behandlung
Von den verschiedenen Clinician-Scientist-Förderprogrammen der MHH hat PD Dr. Schupp bereits vor seiner Bewerbung um die Professur profitiert. Er nimmt seit beinahe zwei Jahren am Advanced-Clinician-Scientist-Programm „CORE 100 Pilot“ für hochqualifizierte Ärztinnen und Ärzte mit abgeschlossener Facharztausbildung teil. Im Rahmen der neuen Professur wird sich der Pneumologe, der auch eine Arbeitsgruppe am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) am Standort BREATH Hannover leitet, mit interstitiellen Lungenerkrankungen beschäftigen. Diese uneinheitliche Gruppe verschiedenster Lungenkrankheiten betreffen Gewebe um die Lungenbläschen herum – in der Fachsprache Interstitium genannt. Sie können bei vielen rheumatischen Erkrankungen sowie nach Lungentransplantation auftreten. Hierbei vernarbt das Lungengewebe zunehmend und führt in vielen Fällen zu einer Lungenfibrose, bei der sich die Lunge verhärtet und nicht mehr richtig funktioniert. Der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Lunge widmet sich der Mediziner seit langem. Bevor er 2021 an die MHH kam, forschte er vier Jahre an der renommierten Yale School of Medicine der Yale University in den USA auf dem Gebiet der Lungenfibrose
Biomarker für Diagnose und Therapie finden
Um zu verstehen, was sich in den einzelnen Zellen des erkrankten Organs abspielt, nutzt PD Dr. Schupp moderne Technologien wie das „single cell RNA sequencing“. Die Einzelzell-RNA-Sequenziertechnologie ermöglicht es, die in RNA übersetzte Erbinformation tausender Zellen in einer einzelnen Probe zu analysieren. Es handelt sich sozusagen um eine Art Spezialkamera, die deren Transkriptom sichtbar macht – die Gesamtheit aller Gene, die zu einem konkreten Zeitpunkt abgelesen und in RNA umgeschrieben werden. So lassen sich krankhafte Veränderungen auf zellulärer Ebene besser verstehen. Mit Hilfe von „spatial transcriptomics“ können die veränderten Zellen in Gewebeschnitten zudem ihrer räumlichen Lage zugeordnet werden. Dank dieser Technologie hat der Wissenschaftler schon Zellgruppen entdeckt, die es nur in krankem Lungengewebe, nicht aber in der gesunden Lunge gibt. Die neuen Verfahren will er nun nutzen, um Biomarker für die Früherkennung von Lungenerkrankungen, die Abschätzung des Krankheitsverlaufs und neue molekulare Therapieansätze zu finden und zu überprüfen.
Text: Kirsten Pötzke