Cardior Pharmaceuticals entwickelt ein Medikament zur Behandlung von Herzschwäche. Für den möglichen Preis von 1,025 Milliarden Euro plant der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, das 2016 gegründete Start-up zu übernehmen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Die Firma Cardior Pharmaceuticals, ein Spin-off der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), verfolgt bei der Behandlung von Herzkrankheiten einen innovativen Ansatz und hat damit ein Medikament zur Behandlung von Herzschwäche entwickelt, das derzeit in einer klinischen Studie der Phase II getestet wird. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk beabsichtigt, Cardior für bis zu 1,025 Milliarden Euro zu übernehmen.
Der Kaufpreis umfasst eine Vorauszahlung und mögliche zusätzliche Zahlungen, wenn bestimmte Entwicklungs- und kommerzielle Meilensteine erreicht werden.
Der neue Ansatz von Cardior basiert auf der wegweisenden Forschung von Prof. Dr. Dr. Thomas Thum, Leiter des MHH-Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien und Geschäftsführer von Cardior, der das Potenzial nichtkodierender RNAs (ncRNA) als Ziel bei der Behandlung von Herzerkrankungen entdeckt hat. „Die Entwicklung eines völlig neuartigen therapeutischen Ansatzes für Herz-Kreislauf-Erkrankungen von der Idee bis zur klinischen Phase zusammen mit einem großartigen Team war sehr lohnend“, sagt Professor Thum. „Mit Novo Nordisk haben wir den idealen Partner gefunden, der über ein breites klinisches und kommerzielles Fachwissen und ein wachsendes Portfolio an Produktkandidaten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verfügt, das uns in die Lage versetzen wird, unser Entwicklungsprogramm in der Spätphase durch größere Zulassungsstudien und in Richtung Marktzulassung weiter zu beschleunigen.“
Cardiors Hauptprodukt CDR132L ist die erste ncRNA-basierte Therapie, die in Phase-II-Studien bei Herzerkrankungen eingesetzt wird. Es handelt sich um einen Antisense-Oligonukleotid-Blocker, der eine bestimmte nichtkodierende RNA im Herzmuskel hemmt, die eine zentrale Rolle bei wichtigen Krankheitsabläufen spielt. In Phase-I-Studien erwies sich CDR132L als sicher und gut verträglich, und die Ergebnisse deuteten auf eine Verbesserung der Herzfunktion bei Menschen mit Herzinsuffizienz hin.
„Die Vereinbarung von Cardior mit Novo Nordisk unterstreicht die erfolgreiche Forschung von Professor Thomas Thum und seinem Team und verdeutlicht auch unseren Fokus auf translationale Forschung an der Medizinischen Hochschule Hannover“, sagt MHH-Präsident Professor Michael Manns. „Der therapeutische Ansatz von Cardior könnte das Leben von Millionen Patientinnen und Patienten verändern.“
Die Ausgründung von Cardior aus der MHH erfolgte vor acht Jahren mithilfe von Ascenion, dem Technologietransferpartner der MHH. Neben Professor Thum ist Dr. Claudia Ulbrich Geschäftsführerin des Start-ups. Ascenion hält Anteile an Cardior. Der Großteil der künftigen Erlöse aus dem Verkauf dieser Anteile geht an die Life-Science-Stiftung, die die Mittel für Forschungsprojekte an der MHH und anderen Stiftungsinstituten zur Verfügung stellen wird. Die MHH hält weiterhin Schutzrechte an der Technologie, die bestehenden Lizenzverträge mit Cardior behalten ihre Gültigkeit.
Text: Inka Burow