Was ist AAPV?
Die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) kümmert sich um Patienten/innen in ihrer Häuslichkeit, bei denen eine nicht mehr heilbare, fortgeschrittene Erkrankung vorliegt, wenn deren Probleme und Beschwerden einer regelmäßigen pflegerischen, ärztlichen und psychosozialen Betreuung bedürfen. Dabei stehen die Kommunikation über die individuellen Bedürfnisse der Patienten/innen und Angehörigen im Vordergrund. Die Linderung von Symptomen und Steigerung der Lebensqualität sind dabei die zentralen Ziele der Versorgung.
Die tragende Rolle der Hausärzte
Hausärzte/innen spielen als sogenannte Primärversorger in der AAPV eine tragende Rolle. Im Rahmen ihres professionellen Selbstverständnisses sehen sie es oftmals als ihre Verantwortlichkeit, aber auch als ihren Wunsch an, ihre Patienten/innen über den gesamten Krankheitsverlauf hinweg bis zum Lebensende zu begleiten. Auch Patienten/innen und Angehörige wünschen sich diese Kontinuität in der Versorgung durch den Hausarzt/die Hauärztin, da sie über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg ein enges Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut haben.
Hintergrund
Da etwa 90% aller Menschen an ihrem Lebensende zu Hause versorgt werden könnten, wird die Bedeutung und zentrale Stellung von Hausärzten/innen sehr deutlich. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung (HPG) in 2015 wurde die hausärztliche Palliativversorgung sogar gesetzlich verankert. Wissenschaftliche Studien haben jedoch gezeigt, dass die Integration palliativer Versorgung in die tägliche hausärztliche Routine eine Herausforderung darstellt. Es besteht daher der Bedarf tiefergehend zu beforschen, wie die Umsetzung hausärztlicher Palliativversorgung erleichtert werden kann.
Ziele
Übergeordnetes Ziel der Nachwuchsforschergruppe „Allgemeine Ambulante Palliativversorgung in der Hausärztlichen Praxis“ (ALLPRAX) ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Umsetzung von AAPV durch niedergelassene Hausärzte/innen. Langfristig sollen die Ergebnisse des Projekts dazu beitragen die AAPV von Patienten/innen am Lebensende zu verbessern.
Teilziele von ALLPRAX sind:
- die systematische Erfassung und Auswertung von hinderlichen und förderlichen Faktoren für die AAPV in Hausarztpraxen
- die Entwicklung eines praxisnahen Konzepts zur Integration der AAPV in die tägliche Praxis und
- die Einführung und Überprüfung des Konzepts im Sinne der praktischen Handhabbarkeit und der konkreten Auswirkungen auf die Patientenversorgung
Publikationen
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Bilgin ES, Ülgüt R, Schneider N, Stiel S. Improving primary palliative care – a Delphi consensus study on measures for general practice in Germany. BMC Primary Care. 2022; 23: 12 (PubMed)
- Ewertowski H, Hesse AK, Schneider N, Stiel S. Allgemeine Palliativversorgung in der hausärztlichen Praxis: Entwicklung von Strategien zur Verbesserung struktureller, rechtlicher und finanzieller Rahmenbedingungen. Z Evidenz Fortbild Qual Gesundheitswes 2020; 149: 32-39. (PubMed)
- Ewertowski H, Tetzlaff F, Krause O, Eylers V, Schneider N, Stiel S. "Es ist eine meiner wichtigsten Aufgaben, dass ich sie wirklich bis zu ihrem Schluss begleite" – Eine multiperspektivische qualitative Studie zur ambulanten Palliativversorgung. Z Allg Med 2019, 95(4): 169-74. (Z Allg Med)
- Ewertowski H, Tetzlaff F, Stiel S, Schneider N, Jünger S. Primary palliative Care in General Practice – study protocol of a three-stage mixed-methods organizational health services research study. BMC Palliat Care 2018, 17: 21. (PubMed)
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Grütering L, Zimansky M, Schneider N, Stiel S. Verbesserung allgemeiner ambulanter Palliativversorgung in Hausarztpraxen – Evaluation der Interventionsstudie ALLPRAX. Z Palliativmed 2021; 22(6): 316-324 (Z Palliativmed)
- Stiel S, Ewertowski H, Krause O, Schneider N. What do positive and negative experiences of patients, relatives, general practitioners, medical assistants, and nurses tell us about barriers and supporting factors in outpatient palliative care? A critical incident interview study. GMS Ger Med Sci 2020, 18: Doc08 (PubMed)
- Stiel S, Krause O, Berndt CS, Ewertowski H, Müller-Mundt G, Schneider N. Caring for frail older patients in the last phase of life: Challenges for general practitioners in the integration of geriatric and palliative care. Z Gerontol Geriatr 2019, 53(8): 763-769 (PubMed)
- Ülgüt R, Stiel S. Ohne Hausärzt*in geht es nicht. Menschen am Lebensende zu Hause begleiten. Hospiz Zeitschrift 2021, 2:33-37.
- Willinger A, Hemmerling M, Stahmeyer JT, Schneider N, Stiel S. The frequency and time point of outpatient palliative care integration for people before death: an analysis of health insurance data in Lower Saxony, Germany. J Public Health 2021, DOI: 10.1007/s10389-021-01672-1. (J Public Health)
- Zimansky M, Gerdes A, Schneider N, Stiel S. Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung aus Sicht hausärztlicher Praxisteams. Z Palliativmed 2021, 22: 41–46. (Z Palliativmed)
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Zimansky M, Hofmann B, Schneider N, Stiel S. Implikationen für Versorgungsforschung in Hausarztpraxen am Beispiel einer Interventionsstudie zur Palliativversorgung. Z Evidenz Fortbild Qual Gesundheitswes. 2021; DOI: 10.1016/j.zefq.2021.05.001 (Z Evidenz Fortbild Qual Gesundheitswes)
Aktuelles
Ideen für hausärztliche Praxen erprobt und evaluiert
Im vergangenen Jahr haben sieben hausärztliche Praxisteams an der Implementierung und Erprobung von Maßnahmen teilgenommen, die es Hausärzten, Hausärztinnen und ihren Praxisteams erleichtern können ambulante Palliativversorgung zu leisten.
Wir danken allen Teilnehmenden, mit deren Unterstützung 35 praxisbezogene Interventionsmaßnahmen zur Weiterentwicklung ambulanter Palliativversorgung erfolgreich erprobt und hinsichtlich ihrer Relevanz und Umsetzbarkeit bewertet werden konnten.
Erprobte und evaluierte Ideen bundesweit konsentiert
Die erprobten und evaluierten Interventionsmaßnahmen wurden bundesweit für eine Strategie zur Weiterentwicklung der hausärztlichen Palliativversorgung von Hausärztinnen und Hausärzten konsentiert.
Insgesamt wurden 20 Empfehlungen in ein Interventionspaket aufgenommen.
Die Interventionsmaßnahmen können den fünf Hauptthemen vorausschauende Versorgung von Patientinnen und Patienten (I), Beratung der Patientinnen, Patienten und Angehörigen (II), Organisation in der Hausarztpraxis (III), Fort- und Weiterbildung (IV) sowie Kooperation mit anderen medizinischen Leistungserbringern (V) zugeordnet werden.
Das erprobte, evaluierte und bundesweit konsentierte Interventionspaket stellen wir Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung. Sie können die Materialien für Ihre Praxis nutzen, individuell anpassen und nach Bedarf weiterentwickeln.
Förderung
ALLPRAX wird im Rahmen der Maßnahme Strukturaufbau in der Versorgungsforschung im Fördermodul Nachwuchsgruppen für die Versorgungsforschung als Teil des Aktionsplans Versorgungsforschung des BMBF gefördert (Förderkennzeichen 01GY1610).
ALLPRAX – Kontakt
Prof. Dr. Stephanie Stiel (Projektleitung)
Tel.: +49 511 532-4548
Anschrift:
Medizinische Hochschule Hannover
Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover