ASEP
Assistierter Suizid in Deutschland – Erforschung der Praxis
Hintergrund
Im Februar 2020 hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung (§217 StGB) für verfassungswidrig erklärt. Seitdem hat die Debatte um Suizidassistenz wieder an Fahrt aufgenommen: Sterbehilfeorganisationen geben an, Suizidassistenz in mehreren hundert Fällen jährlich zu leisten; die Bundesärztekammer hat das ärztliche Verbot der Mitwirkung an assistiertem Suizid aufgehoben, zahlreiche Gesundheitsfachkräfte waren bereits bei der Suizidassistenz beteiligt und eine steigende Zahl von ihnen kann sich eine Mitwirkung vorstellen. Internationale Studien zeigen, dass die Durchführung von assistierten Suiziden ein komplexer Vorgang ist, bei dem zahlreiche Akteure involviert sind und viele Herausforderungen erlebt werden. Institutionelle und systemische Bedingungen wirken sich auf die Durchführung und Bewertung von Suizidassistenz aus, aber empirische Daten aus Deutschland zur Praxis von assistiertem Suizid sind rar.
Ziele
Im Forschungsprojekt sollen folgende Fragen beantwortet werden:
- Wie erleben Mitarbeitende im Gesundheitswesen, weitere beteiligte Akteure und Angehörige die aktuelle Praxis der Suizidbeihilfe in Deutschland?
- Welche praktischen, organisatorischen, ethischen und rechtlichen Herausforderungen ergeben sich bei der Praxis des assistierten Suizids?
- Wie kann der assistierte Suizid in die Strukturen des Gesundheitssystems eingebettet werden?
Methoden
ASEP ist ein exploratives Forschungsprojekt mit einem qualitativen Studiendesign, welches iterativ über drei Projektphase aufgebaut ist:
- Experten:innen-Interviews mit Vertreter:innen von relevanten Verbänden und Institutionen sowie Einzelpersonen mit besonderer Feldkenntnis
- Einzelinterviews mit Praktiker:innen aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Angehörigen, die bereits an der Umsetzung von Suizidassistenz beteiligt waren
- Fokusgruppeninterviews mit Expert:innen zur Reflektion der Ergebnisse und zur Entwicklung von Vorschlägen zur Gestaltung von Schnittstellen zwischen der Praxis der Suizidassistenz und den Strukturen des Gesundheitssystems
Das Projekt wird in allen Phasen durch einen wissenschaftlichen Fachbeirat mit Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Pflegewissenschaften, Medizinrecht und Medizinethik begleitet.
Relevanz der erwarteten Ergebnisse
Die Ergebnisse des Projektes dienen Versorgungsakteuren und Expert:innen aus Medizinethik und Medizinrecht dazu, Regelungen und Leitlinien zu assistiertem Suizid zu entwickeln. Außerdem sollen die Erkenntnisse politische Entscheidungsträger bei der Verknüpfung zwischen assistiertem Suizid und den Rahmenbedingungen und Strukturen des Gesundheitssystems unterstützen. Die Dissemination der Ergebnisse erfolgt über eine Broschüre und ein Fachsymposium.
Förderung
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Projektnummer: 537566039) mit einer Laufzeit von 30 Monaten ab dem 01.04.2025 gefördert.
Publikationen
Schwabe S, Herbst FA, Stiel S, Schneider N (2024) Suicide assistance in Germany: A protocol for a multi-perspective qualitative study to explore the current practice. PLoS ONE 19(12): e0311880. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0311880
Kontakt
Dr. Sven Schwabe (Projektleitung)
Tel..: +49 511 532 8599
Anschrift
Medizinische Hochschule Hannover
Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover