OPAL

Optimale Versorgung am Lebensende

Das Logo des Projekts OPAL besteht aus den vier Buchstaben wobei im Buchstaben O fünf verschiedenfarbige Hände aneinander greifen. In der Mitte ist eine mittig geteilte Figur in Grautönen abgebildet.
Copyright: OPAL/Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin/MHH

Hintergrund

In Deutschland sterben jährlich ca. 900.000 Menschen. Bis zu 90% aller Menschen am Lebensende benötigen eine Form von palliativer Versorgung, wovon die große Mehrheit im Rahmen der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung durch Hausärzt*innen angemessen betreut und begleitet werden kann.

Die allgemeine ambulante Palliativversorgung stellt Hausärzt*innen in Deutschland noch vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere bezogen auf die systematische Umsetzung palliativmedizinischer Maßnahmen. Ein wesentliches Hindernis ist eine frühzeitige Identifikation von Patient*innen, die von einer Palliativversorgung profitieren können. Diese ist bei chronisch progredienten Erkrankungen und Multimorbidität in der letzten Lebensphase zusätzlich erschwert.

Hierzu wurde die deutsche Version des Supportive and Palliative Care Indicators Tools (SPICT-DETM) als praxisnahe Entscheidungshilfe in die hausärztliche Versorgungspraxis eingeführt, erprobt und bewertet. Flankiert wurde diese Intervention durch Maßnahmen auf Ebene zweier Gesundheitsregionen in Niedersachsen.


Ziele

Übergeordnetes Ziel des Projektes OPAL war die Verbesserung der Versorgung von Patient*innen mit chronisch progredienten Erkrankungen in der letzten Lebensphase und ihrer Angehörigen. Der Fokus wurde hierbei auf die hausärztliche Versorgung gelegt. Weiterhin wurden untersucht:

  • der Einsatz und die Verbesserung der Akzeptanz von SPICT-DETM durch Hausärzt*innen;
  • die Stärkung des Bewusstseins und der Sensibilität von Hausärzt*innen für palliative Situationen sowie eine gezielte Identifikation von Patient*innen, die von einer Palliativversorgung profitieren können;
  • eine Beurteilung der Handlungswirksamkeit und der praktischen Konsequenzen für die hausärztliche Praxis einhergehend mit einer Stärkung der Handlungsoptionen in der hausärztlichen Versorgung und an ihren Schnittstellen.

Im Erfolgsfall kann SPICT-DETM in anderen Regionen und für alle Gruppen von Patient*innen mit chronisch fortschreitenden Erkrankungen eingesetzt werden und die Versorgung verbessern.

Auf einem Tisch liegende Kladde, auf die ein Zettel geheftet ist. Auf Zettel und Kladde liegt wiederum ein Stethoskop. Eine Hand hält einen Stift und füllt den Zettel aus.
Copyright: pabijan - stock.adobe.com /Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin/MHH

Methoden

Das Forschungsvorhaben OPAL war eine Interventionsstudie in einem Prä-Post-Design. In den einzelnen Phasen des Projektes wurden sowohl qualitative als auch quantitative Verfahren der Versorgungsforschung angewandt (Mixed-Methods-Design). Das Forschungsvorhaben lief über einen Zeitraum von insgesamt 42 Monaten und gliederte sich in drei Hauptphasen:

 
Phase 1 – Exploration der Versorgungspraxis:

  • Expert*inneninterviews mit Schlüsselpersonen der Gesundheitsregion
  • standardisierte Befragung von Hausärzt*innen
  • Interviews mit Angehörigen verstorbener Patient*innen
  • Analyse klinischer Routinedaten aus hausärztlichen Praxen
  • Sekundäranalyse von Krankenkassendaten

Phase 2 – Intervention auf zwei Ebenen:

  • auf Ebene der hausärztlichen Praxen wurden Schulungen zum sowie der tatsächliche Einsatz von SPICT-DETM und ein Monitoring der Praxen durchgeführt
  • auf Ebene der Gesundheitsregionen fanden Gesundheitsdialoge mit Akteur*innen an den Schnittstellen zur hausärztlichen Versorgung zur Information über die Intervention in den hausärztlichen Praxen und zur Bahnung und Förderung der sektorenübergreifenden Kooperation statt

Phase 3 – Evaluation:

  • im Rahmen der Prozessevaluation wurden fördernde und hemmende Faktoren der Implementierung aus Protokollen der Monitorings, den Gesundheitsdialogen und Interviews mit professionellen Akteur*innen sowie mit Angehörigen zusammengefasst
  • die Ergebnisevaluation bestand aus einer erneuten Erhebung der in Phase 1 erhobenen Daten (t0) zu t1 (prä-post Vergleich)

Ergebnisse

Auf Grundlage der empirischen Daten aus OPAL wurde die folgende Broschüre mit Handlungsempfehlungen entwickelt. Die Handlungsempfehlungen berücksichtigen im Besonderen die Sicht von Hausärzt*innen bei der Versorgung am Lebensende. Bei der Erstellung wurden weiterhin die Erfahrungen und Wünsche von Expert*innen an den Schnittstellen zur hausärztlichen Versorgung sowie von Angehörigen einbezogen.

Broschüre „Handlungsempfehlungen für die Versorgung von Menschen am Lebensende und ihren Angehörigen“

 

Kooperation

In OPAL kooperiert die Medizinische Hochschule Hannover mit der AOK Niedersachsen, der Gesundheitsregion Hameln-Pyrmont, der Gesundheitsregion Schaumburg, dem Hausärzteverband Niedersachsen und dem Landesstützpunkt Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen.

 

Förderung

Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschusses für den Bereich Versorgungsforschung gefördert (Förderkennzeichen 01VSF17028). Der Förderzeitraum lief vom 01.07.2018 bis zum 31.12.2021.

 

Publikationen

Afshar K, Müller-Mundt G, van Baal K, et al. Optimal care at the end of life (OPAL): Study protocol of a prospective interventional mixed-methods study with pretest-posttest-design in a primary health care setting considering the view of general practitioners, relatives of deceased patients and health care stakeholders. BMC Health Services Research. 2019; 19(1): 486. Published 2019 Jul 15. (PubMed)

Afshar K*, van Baal K*, Wiese B, Schleef T, Stiel S, Müller-Mundt G, Schneider N. Structured implementation of the Supportive and Palliative Care Indicators Tool in general practice – A prospective interventional study with follow-up. BMC Palliat Care. 2022;21:214. (PubMed)

Schrader S, van Baal K, Schleef T, Schneider N, Afshar K, Müller-Mundt G. „…das klassische Problem ist zu sagen, man ist ja jetzt palliativ“ – Versorgung am Lebensende an den Schnittstellen zur hausärztlichen Versorgung in ländlich geprägten Regionen – eine qualitative multiperspektivische Studie. Z Palliativmed 2020; 21(6): 309-315

van Baal K, Wiese B, Müller-Mundt G, Stiel S, Schneider N, Afshar K. Quality of end-of-life care in general practice – a pre–post comparison of a two-tiered intervention. BMC Prim Care. 2022; DOI: 10.1186/s12875-022-01689-9. (PubMed)

van Baal K, Schrader S, Schneider N, Wiese B, Stahmeyer JT, Eberhard S, Geyer S, Stiel S, Afshar K. Quality indicators for the evaluation of end-of-life care in Germany – a retrospective cross-sectional analysis of statutory health insurance data. BMC Palliat Care 2020; 19:187. (PubMed)

van Baal K, Schrader S, Schneider N, Wiese B, Stiel S, Afshar K. Versorgung von Menschen am Lebensende in einer ländlich-kleinstädtischen Region Niedersachsens: eine retrospektive Querschnittsanalyse auf Basis hausärztlicher Routinedaten. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2022; DOI: 10.1016/j.zefq.2021.10.002 (ScienceDirect)

van Baal K, Schrader S, Wiese B, Geyer S, Stiel S, Schneider N, Müller-Mundt G, Afshar K. GPs’ perspective on End-of-Life Care – an evaluation based on the German version of the General Practice End of Life Care Index. GMS Ger Med Sci. 2020; 18:Doc10. (PubMed)

van Baal K, Stiel S, Hemmerling M, Stahmeyer JT, Wiese B, Schneider N, Afshar K. Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen – regionale Unterschiede in der Versorgung von Menschen am Lebensende anhand von Qualitätsindikatoren. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/04. Berlin 2021; DOI: 10.20364/VA-21.04 (versorgungsatlas.de)

 

Kongressbeiträge (pdf)


Lageplan der MHH
Copyright: MHH

OPAL – Kontakt

OPAL – Team:

Prof. Dr. Nils Schneider (Projektleitung)

PD Dr. Kambiz Afshar (stellvertretende Projektleitung)

Dr. Gabriele Müller-Mundt (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Sophie Schrader (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Dr. Katharina van Baal (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Tanja Schleef (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Sonja Riedel-Schatte (Studienassistentin)

Hannah Frerichs (Studienassistentin)

 

Anschrift:

Medizinische Hochschule Hannover

Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover