Offene Lehrmaterialien zur Tierethik

(Open Educational Resources - OER)

In vielen Studienfächern spielen die Forschung mit Tieren oder die menschliche Nutzung von Tieren eine Rolle. Daher besteht ein Interesse an Grundfragen der Tierethik. Diese Themen sollten zudem so aufbereitet sein, dass sie für unterschiedliche Studierende ohne philosophisches Hintergrundwissen zugänglich sind. 

In zwei vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) des Landes Niedersachsen geförderten Projekten wurden in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) Lehrmaterialien entwickelt, die knapp und verständlich in grundlegende Konzepte der Tierethik einführen. Alle Materialien sind über das OER-Portal Twillo frei erhältlich. Im Folgenden listen wir jene Materialien auf, bei denen die Arbeitsgruppe maßgeblich bei der Erstellung beteiligt gewesen ist (für weitere Materialien, die v.a. durch die TiHo erarbeitet wurden, siehe Twillo): 

 

Ethik des Tierversuchs

Tierversuchsethik: Eine Einführung

Womit beschäftigt sich die Tierversuchsethik? Das Video stellt die wichtigsten Fragen dieses Gebiets der Ethik vor und erläutert zentrale Konzepte.

(Video von Felicitas Selter, Marcel Mertz und Ines Pietschmann)


Der moralische Status von Tieren

Was heißt es, dass Tiere einen moralischen Status haben? Welche unterschiedlichen Auffassungen von ihrem moralischen Status gibt es? Das Video führt in diese grundlegenden Fragen der Tierethik ein.

(Video von Felicitas Selter, Ines Pietschmann und Marcel Mertz)


Was bedeutet… Anthropozentrismus? Pathozentrismus? Biozentrismus?

Drei zentrale Positionen der Tierethik und ihre Vertreter

In der Ethik gibt es verschiedene Positionen zu der Frage, welche Wesen in der Moral um ihrer selbst willen zu berücksichtigen sind: laut dem Anthropozentrismus nur Menschen, laut dem Pathozentrismus alle leidensfähigen Wesen, also auch viele Tiere, und laut dem Biozentrismus alle Lebewesen überhaupt. Der Text erläutert die drei Positionen anhand ihrer Vertreter Immanuel Kant, Jeremy Bentham und Albert Schweitzer.  

(Textdokument von Felicitas Selter und Ines Pietschmann)


Tierinteressen- und Tierrechtspositionen

Von der Dichotomie zur Annäherung zweier klassischer Ansätze in der Tierethik

Welche moralischen Ansprüche haben Tiere? Eine bekannte Position besagt, dass die Interessen von Tieren und von Menschen gleiches Gewicht haben – wobei eine Abwägung zwischen diesen Interessen stattfindet. Eine andere Position besagt, dass Tiere Rechte haben, die nicht gegen die Interessen anderer abgewogen werden können. Der Text beleuchtet diese beiden Ansätze.

(Textdokument von Felicitas Selter, Marcel Mertz und Ines Pietschmann)


Tierforschungsethische Prinzipien - Sozialer Nutzen und Tierwohl

Der Ansatz von David DeGrazia und Tom Beauchamp

Unter welchen Bedingungen sind Tierversuche ethisch gerechtfertigt? Der Ansatz von DeGrazia und Beauchamp stellt eine Reihe von Prinzipien bereit, um diese Frage zu beantworten. Der Text erläutert die wesentlichen Elemente dieses Ansatzes.

(Textdokument von Marcel Mertz und Felicitas Selter)


EU-Richtlinie 2010/63/EU – Deutsches Tierschutzgesetz TierSchG – Schweizer Tierschutzgesetz TSchG

Drei in Europa relevante Gesetzestexte für Tierversuche und ihr Umgang mit dem moralischen Status von Menschen und Tieren

Dieses Dokument umfasst kommentierte Gesetzestexte zu Tierversuchen. Die Gesetze wurden daraufhin untersucht, in welchem Grad sie verschiedene Tierarten schützen und welchen moralischen Status sie ihnen also zuschreiben. Es zeigt sich, dass der moralische Status laut den Gesetzen nicht nur von den einer Tierart zugesprochenen Fähigkeiten abhängt, sondern auch davon, in welcher Beziehung wir zu den Tieren stehen, welchen Zweck sie für uns erfüllen, in welchem Zusammenhang sie geboren wurden und in welcher Umgebung sie leben.

(Dokument von Ines Pietschmann und Tatiana Hetzel)

 


Diskutieren zu ethischen Themen

„Ethik des (ethischen) Diskurses“

In Debatten über ethischen Themen wie etwa Tierversuche treffen kontroverse Positionen aufeinander. Damit solche Debatten argumentativ gewinnbringend geführt werden, sollten die Teilnehmenden sich um eine Reihe von Haltungen bemühen, die für kritisches Denken zentral sind. Ebenso sollten sie grundlegende Regeln des Diskurses einhalten. Der Text führt in diese Ethik des ethischen Diskurses ein.

(Textdokument von Marcel Mertz)


Grundlagen des Argumentierens

Erkennen und Bewerten von Argumenten (mit Übungsaufgaben)

Die rationale Auseinandersetzung in einer Debatte erfordert argumentative Fähigkeiten. Dazu gehört es, geäußerte Argumente zu erkennen und sie kritisch zu prüfen. Dieser Text führt in diese grundlegenden Elemente der informellen Logik ein.

(Textdokument von Matthias Katzer und Marcel Mertz)


Vier bekannte Fehlschlüsse beim Argumentieren

Fehlschlüsse sind systematische Fehler, die uns manchmal unterlaufen, wenn wir eine Meinung argumentativ begründen wollen. Sie sehen wie überzeugende Argumente aus, aber stellen sich bei näherer Betrachtung nicht als gute Begründungen heraus. Dieses Video stellt vier bekannte Fehlschlüsse vor und zeigt damit, auf welche Probleme wir beim Argumentieren achten müssen.

(Video von Matthias Katzer und Marcel Mertz)


Ethische Abwägungen in der Planung des Tierversuchs – Woran sollte ich denken?

Eine Reflexionshilfe

Bei der Planung eines Tierversuchs ist zu überlegen, ob die benötigten Erkenntnisse auch ohne Einsatz von Tieren gewonnen werden können. Oftmals kann man diese Frage nicht auf einfache Weise beantworten; vielmehr muss man den Tierversuch mit möglichen Alternativen vergleichen und dabei verschiedene ethische Abwägungen vornehmen. Dieses interaktive Dokument gibt einen Überblick über die Fragen, die man sich in diesem Prozess stellen muss.

(Interaktive Powerpoint von Tatiana Hetzel, Felicitas Selter und Marcel Mertz)


Nutztiere und One Health

Was ist für Tiere ‚gut‘?

Positionen der Ethik zum tierlichen Wohlergehen – mit Schwerpunkt auf Nutztieren 

Oft wird behauptet, dass die Nutztierhaltung das Tierwohl berücksichtigt, zumindest in manchen Haltungsformen. Was ist aber eigentlich das Wohlergehen eines Tiers? In der Philosophie wurden unterschiedliche Antworten auf diese Frage entwickelt. Weitgehende Einigkeit herrscht darin, dass subjektive Empfindungen wie etwa Schmerzen und Lust relevant sind. Manche Positionen behaupten, dass darüber hinaus auch objektive Güter wie etwa eine artgemäße Lebensweise zum Wohlergehen gehören. Umstritten ist, ob Tiere ein Interesse an ihrem bloßen Überleben haben. Dieser Text führt in die philosophischen Positionen ein und regt zu einem Nachdenken über sie an. 

(Textdokument von Matthias Katzer und Marcel Mertz)


Ist das Tierrecht widersprüchlich?

Kritik an der Stellung von Tieren im Recht

Nutztiere stehen in vielen Ländern unter einem begrenzten rechtlichen Schutz, auch wenn das Recht grundsätzlich erlaubt, dass Menschen sie für ihre Zwecke nutzen. Sind die verschiedenen Rechtsbestimmungen zu Tieren aber überhaupt miteinander in Einklang zu bringen? Einige Stimmen aus Rechtswissenschaften und Philosophie bestreiten dies. Dieser Text stellt die Argumente dar, die Widersprüche in der Rechtslage belegen sollen. Er erläutert zudem grundlegende Elemente der Rechtslage, um eine eigenständige Auseinandersetzung mit den Argumenten zu ermöglichen.

(Textdokument von Matthias Katzer und Andrea Nelke)


Schweine streicheln, Hunde essen - oder war es andersherum?

Eine Einführung in den moralischen Individualismus und Relationalismus

Rinder und Schweine gelten bei uns als Nutztiere, die wir zur Gewinnung von Nahrung verwenden. Hunde und Katzen dagegen sehen wir als persönliche Begleiter an und würden nicht auf den Gedanken kommen, sie zu schlachten und zu essen. Kann man diese Auffassungen aber miteinander vereinbaren? Alle diese Tiere sind schließlich Säugetiere mit vergleichbaren Empfindungen und kognitiven Fähigkeiten. Nach der verbreiteten philosophischen Position des moralischen Individualismus hängt der moralische Status eines Wesens nur von dessen individuellen Eigenschaften ab. Demnach müssten alle genannten Tieren einen ähnlichen Status haben. Dagegen besagt die Gegenposition des Relationalismus, dass der moralische Status eines Wesens auch von seiner Beziehung zu uns abhängt. Somit könnte man den besonderen Status von Tieren begründen, zu denen wir eine persönliche Beziehung aufgebaut haben. Dieser Text führt in diese philosophische Kontroverse ein und regt dazu an, über unseren Umgang mit Tieren zu reflektieren.

(Textdokument von Felicitas Selter)