Forschungsprojekt: Moderne Arbeit — Gesunde Arbeit?

Projekttitel: Moderne Arbeit — Gesunde Arbeit? Wandel der arbeitsbezogenen körperlichen Aktivität als Erklärungsfaktor der physischen und psychischen Morbiditätsentwicklung

 

Allgemeine Informationen

Förderer: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

Förderprogramm: Pro*Niedersachsen – Förderprojekte der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften

Fördersumme: 99.574 €

Projektlaufzeit: 2023-2024

Projektleitung: Dr. Johannes Beller

Mitarbeitende: Batoul Safieddine, Julia Graßhoff (mit angestrebter Promotion zu dem Projektthema), Susanne Steffens (Praktikantin)

Institution: Medizinische Soziologie, Medizinische Hochschule Hannover

 

Kurzbeschreibung

In den letzten Jahren zeigt sich ein divergierender Trend in der Gesundheitsentwicklung: Während sich die Gesundheit älterer Menschen immer weiter verbessert, verschlechtert sich die Gesundheit gleichzeitig bei jüngeren Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter. Der Wandel der Arbeitswelt könnte eine mögliche Ursache für diese Expansion der Morbidität darstellen. Erwachsene verbringen einen Großteil ihrer Zeit bei der Arbeit und sind dort vielfältigen Einflüssen auf ihre Gesundheit ausgesetzt. Es existieren jedoch kaum empirische Studien, die den Zusammenhang zwischen Veränderungen der Arbeitswelt und Gesundheitstrends untersuchen.

Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt soll dazu beitragen, diese Evidenzlücken zu schließen. Dazu werden anhand der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen von 1979 bis 2018 Veränderungen in der arbeitsbezogenen körperlichen Aktivität, inklusive Bewegungsarmut, sowohl für alle Erwerbstätigen als auch für soziodemografische Subgruppen analysiert. Zudem wird untersucht, inwieweit es parallel dazu zu Veränderungen in der physischen und psychischen Gesundheit dieser Gruppen kam und ob die Gesundheitstrends durch den Wandel der arbeitsbezogenen Aktivität erklärt werden können. Hierzu werden auch weitere Datenquellen wie die Routinedaten der AOK Niedersachsen und der European Working Conditions Survey genutzt.

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen ein detailliertes Bild des Zusammenhangs zwischen dem Wandel der Arbeitswelt und der Gesundheit liefern. Sie können dazu beitragen, die sich verschlechternden Gesundheitstrends im jungen und mittleren Erwachsenenalter besser zu verstehen und vorherzusagen. Zudem lassen sich auf dieser Basis besonders beeinträchtigte Erwerbstätigengruppen identifizieren, die durch zielgruppenspezifische Präventions- und Interventionsprogramme gefördert werden können, um negativen Auswirkungen des Arbeitswandels auf die Gesundheit entgegenzuwirken.

 

Bisherige Projekt-Publikationen:

  • Physical working conditions over time: a repeated cross-sectional study in German employees, Johannes Beller, Julia Graßhoff & Batoul Safieddine, DOI: 10.1186/s12995-024-00423-8.
    Diese Studie untersuchte Zeittrends der physischen Arbeitsbedingungen in verschiedenen Berufsgruppen in Deutschland zwischen 2006 und 2018. Die Ergebnisse zeigten eine allgemeine Verbesserung der meisten beruflichen Expositionsmaße, jedoch mit erheblichen Unterschieden zwischen den Berufsgruppen.
  • Type 2 diabetes in the employed population: do rates and trends differ among nine occupational sectors? An analysis using German health insurance claims data, Batoul Safieddine, Julia Graßhoff, Siegfried Geyer, Johannes Beller, DOI: 10.1186/s12889-024-18705-5.
    Diese Studie analysierte Unterschiede in der Prävalenz und den Trends von Typ-2-Diabetes zwischen neun Berufssektoren in Deutschland zwischen 2012 und 2019. Es zeigten sich deutliche Unterschiede in der Diabetesprävalenz und einen steigenden Trend bei jüngeren Erwerbstätigen mit geschlechtsspezifischen Unterschieden zwischen den Sektoren. Die Studie identifiziert vulnerable Berufssektoren hinsichtlich Typ-2-Diabetes und liefert somit relevante Erkenntnisse für beruflicher Unterschiede in der kardiometabolischen Gesundheit.
  • Time trends in limited lung function among German middle-aged and older adults, Johannes Beller, Batoul Safieddine, Stefanie Sperlich, Siegfried Geyer, DOI: 10.1038/s41598-024-55624-2.
    Diese Studie untersuchte zeitliche Veränderungen der eingeschränkten Lungenfunktion und mögliche soziale Ungleichheiten bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters in Deutschland. Die Ergebnisse zeigten einen starken Rückgang der Prävalenz eingeschränkter Lungenfunktion über die Zeit, der teilweise durch positive Entwicklungen sozioökonomischer Indikatoren, Rauchen, körperlicher Aktivität und beruflicher Exposition erklärt werden konnte.
  • Differential trends in prolonged sitting time in Europe: a multilevel analysis of European Eurobarometer data from 2013 to 2022, Johannes Beller, Julia Graßhoff, Batoul Safieddine, doi: 10.1007/s10389-023-02090-1.
    Diese Studie analysierte differenzielle Trends der langen Sitzzeiten in Europa zwischen 2013 und 2022 anhand von Eurobarometer-Daten. Die Ergebnisse zeigten unterschiedliche Entwicklungen je nach soziodemografischen Gruppen, wobei vor allem Erwachsene mittleren Alters mit niedrigerem sozioökonomischem Status steigende Sitzzeiten aufwiesen.