Die Wissenschaftlerin forscht an den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung Schwerkranker am Lebensende.
Eine Stellenausschreibung zu einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Nachwuchsforschungsgruppe zur ambulanten Palliativversorgung führte Stephanie Stiel 2017 an das Institut für Allgemeinmedizin der MHH. Schon unmittelbar nach ihrem Studium hatte sich die Psychologin als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum der RWTH Aachen mit Palliativmedizin beschäftigt. In ihrer Promotion setzte sie sich mit dem Thema „Der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe von Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation“ auseinander. In der neuen Stelle sah sie Chancen für eine Erweiterung ihrer damals von der spezialisierten stationären Palliativversorgung geprägten Expertise hin zur allgemeinen ambulanten Palliativversorgung aus der Allgemeinmedizin heraus. „Und es gab dadurch natürlich auch tolle Möglichkeiten für meine inhaltlich-methodische und persönliche Weiterentwicklung“, betont sie.
2019 übernahm die Wissenschaftlerin am Institut den Bereich Forschung. Dort interessiert sie sich besonders für die interdisziplinäre und fächerübergreifende Versorgungsforschung mit Patientinnen und Patienten am Lebensende sowie deren Angehörigen an den Schnittstellen zwischen den ambulanten und stationären Versorgungsangeboten. „Die Verschiedenheit und Vielseitigkeit der Versorgungsansätze, der unterschiedlichen Berufsgruppen und Fachdisziplinen begeistern mich und spiegeln für mich persönlich auch einen entscheidenden Faktor der Realität unserer Gesundheitsversorgung wider“, sagt sie. „Und so sollte es die Forschung auch begreifen und abbilden versuchen.“
Seit 1. Juni ist Stephanie Stiel nun Professorin für Versorgungsforschung. Mit der neuen Position kommen auch einige neue Herausforderungen auf die Psychologin zu. Sie möchte den strukturellen und methodischen Ausbau des Schwerpunkts Versorgungsforschung mit Fokus auf die Allgemein- und Palliativmedizin und die Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center Niedersachsen vorantreiben. Außerdem plant sie, ein hausärztliches Forschungspraxennetz zu etablieren, um Studien in der Primärversorgung durchzuführen. „Ich wünsche mir in forschungsstarken Kooperationen innerhalb und außerhalb der MHH Fragen der Versorgungsforschung weiter in den Fokus von Forschung zu rücken und den vielseitigen qualitativen und quantitativen Methoden und Denkansätzen der Versorgungsforschung zu breiterer Anwendung zu verhelfen.“
Autorin: Kirsten Pötzke