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Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie

Welt-Adipositas-Tag am 4. März 2024

 

Was ist Adipositas?

Adipositas ist eine chronische Krankheit, definiert als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts. Berechnungsgrundlage für die Gewichtsklassifikation ist der sog. „Körpermasse-Index“ (Body Mass Index, BMI). Der BMI ist definiert als Quotient aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2). Neben dem Ausmaß des Übergewichtes, welches über den BMI erfasst wird, bestimmt das Fettverteilungsmuster das metabolische und kardiovaskuläre Gesundheitsrisiko. Das Erkrankungsrisiko ist größer bei bauchbetonter (abdomineller oder viszeraler) Adipositas, die durch Fettansammlungen innerhalb des Bauchraums entsteht (sog. „Apfeltyp“). Ein einfaches Maß zur Beurteilung dieser Fettdepots ist die Messung des Taillenumfangs. Bei einem Taillenumfang ≥ 88 cm bei Frauen bzw. ≥ 102 cm bei Männern liegt eine abdominelle Adipositas vor und es besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Folgeerkrankungen. Bei Personen mit einem BMI ≥ 25 kg/m2 sollte stets der Taillenumfang gemessen werden. Eine Vermehrung des Unterhautfettgewebes, d.h. vermehrte Fettpolster an Gesäß und Beinen, ist weniger schädlich (sog. „Birnentyp“).


Was sind die Ursachen für Adipositas und welche Folgen hat die Erkrankung?

Adipositas ist eine Erkrankung mit vielen unterschiedlichen Ursachen. Im Prinzip besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Energieaufnahme durch die Ernährung und dem Energieverbrauch durch körperliche Aktivität. Hierdurch entsteht ein „Energieüberschuss“, der als Fett in den Fettzellen gespeichert wird. Genetische Faktoren spielen zwar auch eine Rolle, werden jedoch in erheblichem Umfang von Umweltfaktoren modifiziert, die in der Regel einen sehr ausgeprägten Einfluss auf die Entwicklung einer Adipositas nehmen. Die starke Zunahme der Häufigkeit von Adipositas in den industrialisierten Ländern wird vor allem auf sog. „dick machende“ Umweltfaktoren zurückgeführt und unter dem Begriff eines “obesogenic environment“ zusammengefasst. Dieses ist geprägt von Fehl- und Überernährung sowie Bewegungsmangel. Einzelne Aspekte der Adipositasentstehung sind u.a. die ständige Verfügbarkeit von (oft hochkalorischer bzw. nährstoffverdichteter) Nahrung, ein überwiegend sitzender und inaktiver Lebensstil ohne regelmäßige körperliche Beanspruchung sowie ein Schlafmangel und hohe Stresslevel in der beruflichen Tätigkeit. Auch ein niedriger Sozialstatus und depressive Erkrankungen gehen ebenso wie bestimmte Essstörungen (sog. binge eating) und endokrine Erkrankungen (z.B. Hypophyseninsuffizienz, Kraniopharyngeom mit Beteiligung des Esszentrums, Hypothyreose, Cushing-Syndrom) häufig mit der Entwicklung einer Adipositas einher. Adipositas kann auch eine Medikamentennebenwirkung (Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika, Antidiabetika, Glukokortikoide, einige Kontrazeptiva, Betablocker) sein.
Erwachsene mit Adipositas haben eine niedrigere Lebenserwartung und ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl chronischer Erkrankungen. Adipositas darf also nicht “nur” als kosmetisches Problem verstanden werden, sondern es stellt ein multifaktorielles medizinisches Problem dar, das das Risiko für andere Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Fettleber, verschiedene Krebsformen, Schlafapnoe) erhöht.


Adipositas hat darüber hinaus zahlreiche psychosoziale Auswirkungen. Besonders hervorgehoben wird in den letzten Jahren die mit Adipositas verbundene negative Stigmatisierung und Diskriminierung. Die negative Bewertung übergewichtiger und adipöser Personen ist in westlichen Nationen sehr weit verbreitet. Eine Abwertung von Menschen mit Adipositas konnte in populationsbasierten Untersuchungen auch für Deutschland gezeigt werden. Dabei scheinen Überzeugungen, dass Menschen mit Adipositas aufgrund von Faulheit, Willensschwäche oder Disziplinlosigkeit allein verantwortlich für ihr Übergewicht sind, weitverbreitet und verhindern die Akzeptanz und eine konsequente Auseinandersetzung mit der Adipositas als Krankheit.


Wie wird Adipositas in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie behandelt?

Grundlage einer Therapie der Adipositas ist eine umfassende Analyse des Ernährungsstatus und der Ernährungsgewohnheiten des Patienten, was z.B. die Erstellung und Analyse eines mehrtägigen Ernährungsprotokolls beinhaltet. Darüber hinaus müssen bestimmte, insbesondere endokrine Erkrankungen ausgeschlossen werden, um zur Adipositas führende Stoffwechselerkrankungen nicht zu „übersehen“. Dies wird kombiniert mit einer umfassenden Analyse des kardiovaskulären Risikos der Patienten, u.a. durch eine Untersuchung des Glucose- und Lipidstoffwechsels sowie weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren. Diese Untersuchungen und Analysen sind wesentliche Voraussetzung für die in der Regel erforderliche umfassende Lebensstilmodifikation adipöser Patienten. Neben diesen „nicht-medikamentösen“ Maßnahmen stehen in jüngster Zeit auch medikamentöse Therapiever-fahren zur Verfügung, die hier zum Einsatz kommen können. Bei Extremformen der Adipositas können nach einem Versagen dieser Maßnahmen auch bariatrisch-operative Therapieformen sinnvoll sein. Diese erfordern sowohl eine genaue Indikationsstellung sowie auch eine differenzierte postoperative Nachbetreuung. Alle diese Maßnahmen werden von der Ernährungs- und Stoffwechselmedizin der Klinik vorgehalten und umgesetzt.


Darüber hinaus bestehen enge Kooperationen mit der Rehabilitationsmedizin bzw. Sportmedizin und der psychosomatischen Klinik unseres Hauses sowie mit den Referenzzentren der bariatrischen Chirurgie der Region, um eine umfassende und der Komplexität des Krankheitsbildes „Adipositas“ gerecht werdende Versorgung dieser Patientengruppe gewährleisten zu können.

 

Wichtige Links

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Zu unserer Endokrinologischen Ambulanz gelangen Sie hier.
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. informiert über die Erkrankung.