Aus der MHH

Hilfe für kranke Kinderherzen

Ira Thorsting hat mit „Kleine Herzen Hannover e.V.“ schon viele Projekte für unsere Kinderklinik angeschoben. Eins davon sticht besonders hervor.

2017: Preisverleihung „KAI Förderpreis für Intensivpflege“ an „Kleine Herzen Hannover“ für das bundesweit einmalige Projekt „Kriseninterventionshelfer im Krankenhaus“. Von links: Stephan Patke, stellv. KAI-Kongresspräsident, Rainer Brüderle, Präsident des bpa Arbeitgeberverbandes und Bundeswirtschaftsminister a.D., Sven Rohde, KAI-Kongresspräsident, Yan-Frederic Thorsting, Ira Thorsting, Vorsitzende "Kleine Herzen Hannover".

Stand: 22. März 2021

Wann und warum haben Sie den Verein Kleine Herzen gegründet?

„Es war das Fußball-WM-Jahr 2006. Mein Mann und ich besuchten den 58. Niedersächsischen Landespresseball und gewannen zwei VIP-Karten für das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Berlin im Wert von 5.000 Euro. Da wir beide keine Fußballfans waren, hatte ich die Karten spontan durch den Moderator des Abends Reinhold Beckmann zugunsten der MHH-Kinderkardiologie versteigern lassen. Es kamen ganz schnell 40.000 Euro zusammen – und das war der Grundstein für die „Initiative Kleine Herzen“, die ich am nächsten Tag gründete. Mein Mann und ich kannten die Kinderkardiologie genau und wussten, was dort fehlte oder geändert werden könnte. Wir hatten 20 Jahre zuvor mit unserem „Herzkind“ viel Zeit auf der Kinderherzstation verbracht und das engagierte Team um Herrn Prof. Dr. Carlo Kallfelz kennen- und schätzen gelernt. Die Kinderherzklinik wurde für uns zum Ort der Rettung. Hier erlebten wir Hochleistungsmedizin. Doch die Sorge, die wir als Eltern hatten, wurde von dem grauen und trostlosen Ambiente der Kinderklinik nicht unbedingt verbessert. Damals haben wir uns geschworen, wenn wir einmal im Lotto gewinnen, werden wir das Geld nutzen, um es den kleinen Patientinnen und Patienten sowie ihren Eltern hier schöner zu machen und unsere große Dankbarkeit zu zeigen. Mit der ersten Spende sorgten wir dafür, dass Eltern bei ihren Kindern übernachten konnten. Die ersten Zimmer wurden ab 2007 umgebaut und 2010 haben wir dann mit Freunden den Verein „Kleine Herzen Hannover“ gegründet und viele weitere Projekte zugunsten der Kinderherzklinik ins Leben gerufen.“

Welche Ziele verfolgen Sie und wie sammeln Sie Spenden?

„Wir sehen uns nicht nur als Spendensammler, sondern als Ideenfabrik und besprechen uns mit den MHH-Teams in der Kinderherzklinik und auf der Kinderintensivstation. Wir wollen für bessere Standards in der Patientenbetreuung sorgen, die dann auch bundesweit Schule machen. Inzwischen haben wir überregional mit vielen hilfreichen Projekten für Aufsehen gesorgt und Maßstäbe gesetzt. Ob „Sozialbetreuung mit Herz“, Dolmetscher in über 50 Sprachen, Kunst- oder Musiktherapie für Herzkinder und ihre Eltern, Weiterbildung für die Intensivteams zum „Kriseninterventionshelfer im Krankenhaus“ oder auch Supervision - alles immer mit dem Anspruch der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Um für diese wichtigen Vereinsprojekte Spendengelder zu bekommen, berichten wir regelmäßig medienwirksam darüber. Und vor Corona-Zeiten konnten wir mit unseren Unterstützerinnen und Unterstützern viele Spendenaktionen in Hannover und in der Region gemeinsam umsetzen und die Presse einladen.“

Was haben Sie schon für die MHH erreicht?

„Rund zwei Millionen Euro wurden in 15 Jahren für „Kleine Herzen“ gespendet. Die größte Einzelspende gab es 2016 bei einer Hörer-Aktion vom Radiosender „Antenne Niedersachsen“ – damals kamen 100.000 Euro zusammen. Diese Summe benötigten wir für die freundlichere Gestaltung des Wartebereichs in der Kinderherz-Ambulanz mit einem Wintergarten. Und auch alle Untersuchungsräume konnten in diesem Zuge komplett neu umgestaltet werden. Hierbei half auch der Verein „Kinderherz“. Inzwischen sind alle 15 Zimmer auf der Kinderherz-Station so ausgebaut, dass es neben Betten auch Relax-Sessel für Eltern sowie hochmoderne behindertengerechte Badezimmer sowie einen Elternruheraum, ein Spielzimmer und zwei neue Stationsküchen gibt. Aber nicht nur räumlich haben wir in der Klinik etwas verändert, auch inhaltlich haben wir einiges getan, damit es den Eltern und den Kindern besser geht. Das „Leuchtturm-Projekt“ des Vereins ist allerdings „Kriseninterventionshelfer im Krankenhaus“. Hier werden Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Pflegekräfte zu Krisenbegleiterinnen und -begleitern ausgebildet. Denn oft brauchen die Eltern eine fachkundige und empathische Hilfe, wenn es um die Gesundheit ihrer Kinder geht. Vor allem, wenn Kinder sterben, ist es wichtig, dass das medizinische Personal richtig damit umgehen und die Eltern auffangen kann. Seit 2015 gibt es diese kostenlosen Kurse – mehr als 250.000 Euro hat „Kleine Herzen“ darin investiert. Die Idee dazu hatte ich selbst im Jahr 2014, als mein Mann und ich uns mit Herrn Dr. Michael Sasse, er ist der leitende Oberarzt der Kinderintensivstation, über das Thema „Krisensituationen auf der Station“ unterhielten. Wir fragten uns: Wie können wir dem Team helfen? Spontan hatte ich die Idee für eine Weiterbildung für das gesamte Intensivteam: „Kriseninterventionshelfer im Krankenhaus“. Unser Verein wurde dafür bereits vom Bund, vom Land Niedersachsen, der Wirtschaft und auf regionaler Ebene mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.“